Der lange Weg vom schwedischen Jedermann-Regal, zum echten Aquarien-Schrankwand-Unikat

Inhaltsverzeichnis

Besagten Umbau fand ich zwar schon vor einigen Jahren im Aquaristik-Live.de Forum, dennoch ist er bis heute nicht weniger eindrucksvoll geworden. Klar würde Tom, aka „mausilibaer“, heute in seinem über mehrere Seiten geführten Thread moderne LED´s anstatt T5 verbauen, aber ansonsten gibt es bei seiner „Billy-Regal-Transformation“ nichts was man auch nicht heute noch so machen könnte.

Trotz Forumsthread über einen langen Zeitraum hinweg, ist der Beitrag super schön erzählt und benötigte daher fast keine Anpassungen. Er wurde beinahe eins zu eins von mir übernommen und nur minimal bearbeitet.

Besten Dank nochmals an Tom und dem Aquaristik-Live Forum für die Erlaubnis einer Veröffentlichung im meinem Blog. Links zum Artikel gibt es am Ende des Beitrags.

Erste Schritte, das Jahr 2008

So oder so ähnlich sah das Billy Regal vor seinem Umbauten aus, Schwedische Handwerkskunst wie man sie kennt und vielleicht auch liebt.

Schwedischer Standart – noch ?

Dann hatte meine Frau (nicht ich, will das mal hier betonen *grins*) die glorreiche Idee, daß es möglicherweise nicht schlecht aussehen könnte, wenn dort ein Aquarium integrierbar wäre. Diese Idee griff ich natürlich sofort auf und drei Tage später begannen die Umbauarbeiten, allerdings dann gleich für fünf Aquarien. Man will ja nicht kleckern sondern klotzen.

Zur Versteifung wurde die Rückwand entfernt und durch 10mm Spanplatten ersetzt.

So wird es stabiler gemacht

Das alles wurde natürlich durch etwaige Vierkant Bälkchen zusätzlich versteift. Man kann sicher nur erahnen wie viel Arbeit darin wohl stecken mag, die man Anfangs nicht mit einberechnet hat. Die Beleuchtung, Technik und die Aquarien fanden ihren Weg in das Regal.

So sah es 2008 aus

Jetzt gehts los, der Umbau 2010

Hallo miteinander,

vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die Sache mit den Becken in den Billy-Regalen, was hier ja mal ausführlich dokumentiert wurde.

Eigentlich ja ganz nett und technisch auch noch völlig in Ordnung, nichts ist aufgequollen oder hat sich aufgelöst obwohl nicht nur einmal wegen Schusseligkeit meinerseits beim Einfüllen per Duschkopf ein Becken übergelaufen ist , aber – ziemliches Durcheinander das und ich habe mich einfach total an diesem Ramsch drumherum sattgesehen.

Alleine das Technikgeraffel auf den Deckenplatten von den Regalen regte mich unheimlich auf. Auch war es immer ein unheimliches Gefummel wenn man in den Becken für Ordnung sorgen wollte. Habe mir nicht nur einmal beim Scheibenreinigen an den Reflektoren die Pratzen aufgerissen.

Also: Weg mit dem ganzen Kram.

Alles draußen, jetzt kann es losgehen.

Gut, die Bildqualität lässt hier doch zu Wünschen übrig, aber man sieht ja, daß es nichts zu sehen gibt. Die Becken wurden derweilen im Wohnzimmer zwischengelagert.

Irgendwie inspirieren mich ja diese Bilderchen an den Bau einer kleinen Bar mit integrierten Aquarium, aber da zieht die Frau nicht so ganz mit ?
Zwischenzeitlich ging es mit ein paar Brettern ein paarmal zur Kreissäge, ein zwei Schrauben und ein paar Nägel rein und fertig war der neue Unterbau.

Wie man sieht, ist der Winkel, der damals mit den Billy-Regalen eigentlich nur aus einer Notlösung entstanden ist – sie passten einfach nicht gerade rein – übernommen worden. Das lockert den Raum mMn einfach etwas auf und sieht nicht so geschachtelt aus wie man oft bei so Schrankwänden sieht.

Ich rotze euch das jetzt einfach mal so hin weil ich will euch hier nicht mit Details aus dem Möbelbau langweilen möchte.

Der offene Teilbereich im Winkelstück ist der Technikschrank. Dort kommt die ganze Stromverteilung, Vorschaltgeräte und der ganze Kram hinein. Details dazu sollen in dieser Doku später noch folgen.

Nach noch einem bisserl Geschraube sieht das dann so aus:

Ganz fertig ist die Schrankwand noch nicht, in der Lücke rechts unten kommen z.B. noch ein paar Schubladen rein, aber das sind Details, die mich momentan relativ wenig interessieren. Langsam müssten die Fische ja mal aus dem Wohnzimmer wieder raus.

Gestern früh (Anm.: Da das ganze aus einem Forum stammt, fehlen natürlich Zwischenfragen, bzw. die Zeitlichen Abstände können hier nicht nachvollzogen werden) hatte ich noch Besuch von einem Glaser, der mir auch etwas dagelassen hat.

Das sieht ja jetzt schon genial aus

Die Detailarbeit

Zuerst mal zum Klappenteil nebst Freiraum.

Bei den Billyregalen war ja eine Lösung mit Plastikplatten und Magnetverschlüssen eingebaut, die sich mit der Zeit als recht lästig herausstellte. Bei jeder Fütterung mussten diese Platten abgenommen werden, auf den Boden gestellt und wieder angebracht werden. Jedes mal 5x, das ging auf die Nerven. Deshalb sollte hier eine Klappenlösung eingebaut werden. In den Weiten des Netzes habe ich dann etwas richtig nobles entdeckt, einen Klappenhalter mit automatischer Öffnungs- und Schließmechanik. Man braucht nur kurz anziehen und das Ding geht von alleine auf, ebenso beim Schließen.

So sieht das Ding mit Abdeckung aus.

Ein weiterer Vorteil ist der Öffnungswinkel, der so knapp 110° beträgt, d.h. die Gefahr, sich beim Herumfuchteln im Becken die Birne an der geöffneten Klappe anzuhauen geht gegen Null.

Schön weit aufmachen

Und zum Schluss das Beste: Diese Dinger sind tatsächlich bezahlbar. Wenn man mit herkömmlichen Scharnierlösungen gearbeitet hätte, wäre man pro Klappe auf ca. 13 Euro gekommen und diese Teile kosteten pro Satz 25 Euro.

Der Beleuchtungsapparat

Die Grundidee von den Lampenaufhängungen sind vom Billy-Regal übernommen worden, nur das Design ist etwas anders.

Also einfach nur eine Plastikplatte als Verbindungsstück zur Aufhängung und zu den die Reflektoren mithaltenden Leuchtmittelklammern.

Es werde Licht…

Eine Änderung allerdings gibt es doch. Da ich mich ja, wie weiter oben schon angemeckert wurde, andauernd an den Reflektoren aufgerissen habe, sind die Aufhängungen dieses mal nicht starr sondern beweglich montiert worden und zwar mit einer unheimlich komplizierten Mechanik, die ich jetzt hier nicht ausführlich beschreiben will.

Einen Nachteil hat allerdings diese bewegliche Aufhängung – man kann die Kabel nicht richtig geordnet anbringen. Sieht jetzt nicht so besonders toll aus, aber wofür hat man denn die Klappen.

mit dem passenden Kabelsalat ?

Im Hintergrund ist übrigens der Kabelkanal zu erkennen, der wenigstens ab der Wand die ganze Kabellage verschwinden lässt. Ausserdem hat dieser Kabelkanal auch noch eine andere Funktion, die allerdings erst später dargelegt werden kann.

Wenn wir schon bei den Kabeln sind, kommen wir gleich zum Technikschrank mit der Verteilung.

Im Hintergrund an der Wand hängend sind die Vorschaltgeräte für die Beleuchtung angebracht.

Im Vordergrund ist ein Kabelkasten mit 5 6-Fach Steckdosenleisten zu erkennen. Dieser Kabelkasten dient eigentlich nur als Anbringungsmöglichkeit für die ganzen Steckerleisten und als Kabelsalatverstecker.

Der Technikschrank

Hier ist die Stromversorgung für alle Geräte wie Beleuchtung, Pumpe und Heizung, Nachtlichter und Belüftung. Die ganzen Zeitschaltuhren werden übrigens erst später noch eingebaut.

Leider sind die Anschlußkabel von diesen Dingern doch erheblich zu kurz für solche Aquarien und deshalb mußte eine Verteilung eingebaut werden.

Es wurden übrigens doch tatsächlich knapp 100 Meter Kabel verbaut.

Auf zum Endspurt

Der Technikschrank ist übrigens in der hinteren Ecke nach oben offen damit die eigentlich erwartete Wärme von den Vorschaltgeräten sich nicht im Schrank staut. Allerdings hat es sich gezeigt, daß die neue Generation dieser EVGs bei weitem nicht so warm werden wie die Dinger, die ich noch im Billy-Regal verbaut habe.

Trotzdem wurde eine Be- und Entlüftung in den Schrank eingebaut. Einerseits um im Sommer für Kühlung zu sorgen (Dachterassenwohnung, da gingen die Temperaturen in den Regalbecken schon mal an die 30°) und andererseits um die Luftfeuchtigkeit, die besonders im Winter zu erwarten ist, abzuleiten.

Dazu wurden 6 12cm-Lüfter eingebaut, 3 blasen an den Seitenflügeln rein, 3 ziehen mittig über dem Technikschrank raus.

Davor befindet sich ein Mondlicht. Eigentlich relativ nutzlos, aber ich stehe einfach auf diese Dinger.

So sieht das ganze von unten aus, mit Mondlicht

Nun noch zur eben gefragten Behandlung vom Holz. Der gesamte Unterbau ist mit Holzwachs behandelt worden. Im Innenraum zum Aquarium wurden zur Sicherheit gleich mehrere Schichten von diesem Wachs aufgetragen.

Für die Interessierten nun noch die Maße von dem Aquarium.

 

Der Aquarienplan

Die Höhe des Beckens beträgt 42cm so daß sich eine ungefähre Bruttoliterzahl von 630 ergibt.

Nach einer Dichtigkeitsprüfung ging es um den Innenausbau des Aquariums und um kleinere Baumaßnahmen rund um das Becken.

Zuerst wurde eine 3D-Wand eingebaut. Total nutzlos, aber auch auf dieses Zeugs stehe ich einfach, zumal es mittlerweile Rückwände gibt, die höchstens nur 2-3cm dick sind und sich somit der Platzverlust in Grenzen hält und der optische Gewinn mMn immens ist.

Auf diese Rückwände wurden mit Edelstahlschrauben Wurzeln geschraubt, zum einem, weil die Garras, die eine der Hauptatraktionen in diesem Becken werden sollen, erfahrungsgemäß richtig gerne auf solch Etagen herumturnen und zum anderen um die Klebekanten der Rückwandteile etwas zu verdecken.

 

Die Rückwand mit verschraubten Echtholz

Am technischen Bereich wurde auch noch etwas herumgefummelt. Um mehr Platz beim Arbeiten im Becken zu haben wurden ja schwenkbare Leuchten eingebaut und um die Sache noch abzurunden wurde mittels hochkomplizierter Mechanik, auf die ich im Detail hier auch nicht eingehen will, eine Arretierung eingebaut.

Wenn die Viecher meinen, das Becken wäre ihnen trotzdem zu klein und sie müßten mal per Sprung schauen, ob denn hinter der Rückscheibe vielleicht ein noch größeres Becken stehen sollte, haben sie Pech gehabt.

An den Langteilen des Beckens wurde aus langen Plastikplatten eine Fischrutsche eingebaut, die einfach am oberen Beckenrand eingehängt ist und an der Wand lehnt. Ist auf dem Foto nur schlecht zu erkennen, aber diese Fischrutsche existiert wirklich.

Kein Entkommen für die Fische

Somit wäre ein Entkommen an den Längseiten durch einfachste Mittel unmöglich, am Winkelstück war dieser Springschutz schon etwas komplizierter zu gestalten. Dazu wurde ein Rahmen aus Kabelkanälen gebastelt in dem ein Mückennetz eingespannt wurde. Dieser wurde dann mittels modernster Verbindungstechnik (Pattex) auf die Beckenoberkante geklebt um auch die kleinste Lücke zu schließen. Die Erfahrungen aus den Regalbecken haben gezeigt, das den Viechern eine Lücken von zwei-drei Millimetern reicht um auszubüchsen. An den Klappen wird die nächsten Tage zu diesem Zweck eine Dreiecksleiste montiert um auch ein Entkommen an der Vorderseite zu unterbinden.

Das eingebaute Springnetz

Leider kann man durch diesen Sprungschutz die Leuchte nicht mehr so weit nach hinten wegklappen, aber lieber das als die Fischmumien aus dem Technikschrank zu kratzen.

Das ganze Einrichtungsgedöns will ich euch schenken, da erzähle ich sicher nichts Neues.

So sieht das ganze nun fertig aus:

Die Fischfangerei ging übrigens überraschend gut, obwohl die Viecher aus 10 verschiedenen Becken hin und hergekarrt wurden. Sogar die 14 Dornaugen waren in einer Viertelstunde umgezogen, die natürlich ihr Haus aus Steinen und flexiblen Rohrleitungen wieder bekommen haben.

Interessanterweise ist der Artenüberbesatz, man könnte natürlich auch Fischsuppe sagen, der zwangsweise wegen der 5 Herkunftsbecken herrscht, überhaupt nicht störend sondern gefällt sogar.

Fazit

Abschließend muss ich nun echt sagen, daß sich die ganze Sauarbeit richtig gelohnt hat und den Fischen scheint es auch ganz gut zu gefallen, zumindest hat sich bis jetzt noch keiner beschwert, daß er lieber wieder ins alte Becken zurück will.

Einige Kleinigkeiten müssen zwar noch erledigt werden zB. die Zwischenräume zwischen den Klappen müssen noch abgedichtet werden und eine Fußleiste als Kiesblende noch angeklebt werden, aber die Hauptarbeit ist nun getan und ich kann endlich die Fische wieder sehen, die wochenlang unbeobachtet am Wohnzimmerboden herumlungerten.

 
Autor: Tom
Quelle: Aquaristik-Live Forum / Thread 1 / Thread 2

2 Gedanken zu „Der lange Weg vom schwedischen Jedermann-Regal, zum echten Aquarien-Schrankwand-Unikat“

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