Günstig filtern, Bauanleitung für einen Eck-Mattenfilter (HMF)

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Eine gute alternative zu den doch nicht ganz so billigen Außen- und Innenfilter ist der Hamburger Matten Filter. Der HMF wird von vielen sogar als der Bio-Filter schlechthin betitelt und auch erfolgreich bei Nachzuchten eingesetzt.

Beim Ursprüngliche HMF trennt eine Filtermatte das Becken der länge nach in zwei Teile, so das etwa 90% Schwimmraum und 10% Technikraum entsteht. Die Filtermatte selber dient hierbei als Trennung der beiden Areale. Der optische Makel ist sicherlich für einen Züchter vernachlässigbar, für einen Aquaristen der sein Aquarium aber auch als Möbelstück betrachtet auf keinem Fall akzeptabel.

Die logische Evolution ist daher den HMF in die hintere Ecke zu verfrachten. Genau hierfür gibt es eine super ausführliche Anleitung von Jörn Carstens, der mir seine Anleitung freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Außerdem möchte ich eine Empfehlung für die Webseite von Jörn geben, dort findet man viele interessante Themen die abseits des Standards sind.

Bauanleitung Eck -Mattenfilter

Autor: Jörn Carstens

Quelle: www.deters-ing.de

Der “ursprüngliche” Mattenfilter bestand aus eine Schaumstoffmatte, die quer durch das Becken zwischen Vorder- und Rückwand geklemmt wurde, direkt parallel zu einer Seitenscheibe (auch Platzsparvariante genannt).Dieses effektive und einfache Prinzip wurde in zahlreichen Zuchtaquarien angewandt, hatte aber einen Nachteil in Schauaquarien: es sah nicht sonderlich schön aus. Man schaute auf die Stirnseite einer Matte, häufig mit Mulmteilen besetzt, quasi direkt in die “Kläranlage” eines Aquariums.

Findige Köpfe erfanden daraufhin den Eckfilter, der meist in Form eines Viertelkreises in einer hinteren Ecke des Aquariums untergebracht ist. Weit weg von der Frontscheibe ist er so schon viel ansehnlicher untergebracht.

Damit ergab sich aber ein neues Problem: wie mache ich die Matte fest ? Man konnte sie nicht mehr einfach zwischen die Seitenscheiben klemmen, weil sie durch ihre Elastizität versuchte, immer wieder ihre gerade Form anzunehmen. Dadurch kam es auch schnell mal zu Undichtigkeiten im Bereich Matte / Seitenscheibe.

Die bisherigen Befestigungen

Zur Stabilisierung wurden schmale Glasstreifen empfohlen, die mit Silikon an die Aquarienscheiben geklebt werden. Nachteile dieser Glasstreifen: nicht jeder Aquarianer ist mit dem Umgang eines Glasschneiders vertraut und hat entsprechende Glasreste im Keller, aus denen er sich diese schneiden könnte, auch der Glaser ist bei solchen Miniaufträgen nicht immer glücklich. Das Gefühl möglicher scharfen Glaskanten bleibt zumindest subjektiv vorhanden.
Als Alternative bot sich Plexiglas an, in jedem Baumarkt erhältlich, aber auch nicht immer einfach zu verarbeiten. Vor allem bereitete die dauerhafte Verklebung mit der Glasscheibe Probleme, Umläufigkeiten bleiben häufig vorhanden.
Sowohl Glas- als auch Plexiglasstreifen halten die matte nur in einer Richtung fest, es ist daher nur ein Halt gegen den Eigendruck der Matte gegeben. Mechanisch besser wäre eine feste Führung der Matten in Schienen.Irgendwann kam dann jemand auf die Idee, dazu einen Kabelkanal zur Halterung zu verwenden. Der Kabelkanal besteht aus Kunststoff, ist in jedem Baumarkt erhältlich, leicht zu bearbeiten und gibt durch sein U – Profil der Matte quasi doppelten Halt.

Kabelkanäle als Halteschienen

Diese Idee wird hier aufgegriffen und in einer Bilderfolge soll der einfache Aufbau eines Eck – Mattenfilters mit Schienen aus diesen Kabelkanälen aufgezeigt werden. Dabei werden auch die technische Geräte, wie Heizung und Pumpe, im Eck – Filter eingebaut. Dieses wird hier beispielhaft an einem relativ kleinen Becken, hier 50 *30 30 cm, durchgeführt. Dabei geht es naturgemäß relativ eng zu. In allen größeren Becken ist der Aufbau etwas einfacher, auf die speziellen Probleme kleiner Becken wird im Text hingewiesen.

DAS AUSGANGSMATERIAL

Kabelkanäle aus Kunststoff sind in den Elektroabteilungen vieler Baumärkte, meist in verschiedenen Querschnitten ab ca. 2 m Länge, für wenig Geld erhältlich. Normalerweise werden diese Kanäle zur Installation von Kabeln verwendet, wenn diese nachträglich eingebaut werden, also zur Überputz-Montage, oder wenn häufig Änderungen des Leitungsnetzes erforderlich sind, da sie eine abnehmbaren Deckel besitzen.Die Kabelkanäle bestehen aus Kunststoff und sind mit einer feinen Mehrzwecksäge oder Cutter – Messer einfach abzulängen, die Schnittstelle sollte dann z.B. mit einem scharfen Messer entgratet werden. Anschließend kann die Schiene dann mit Silikon in das Aquarium eingeklebt werden.

MATERIALIEN

Zunächst muß die Größe der Matte geplant werden. Dazu finden sich die Berechnungstools auf der entsprechenden Seite.Für den Bau eines solchen Eck – Mattenfilters benötigen wir folgendes Material:

  • Matte in der erforderlichen Größe und Dicke
  • Kabelkanal in den erforderlichen Abmessungen,
    Länge = mind. 2 x Höhe des Beckens
  • Silikon zum Einkleben

Und folgende Werkzeuge:

  • Zollstock
  • Mehrzwecksäge (feines Sägeblatt)
  • Messer zum Abgraten (oder eine Ahle, wer hat)
  • Ggf. Stift zum Anzeichnen auf Glas (z.B. Edding)

Sowie folgendes technisches Zubehör für das Aquarium:

  • Pumpe mit geeigneter Leistung
  • Heizer
  • Ggf. sonstiges, wie CO2- Anlage

ERSTE SCHRITTE

Ein käuflicher Kabelkanal als “Rohware” wird links in Bild 1 gezeigt. In der Mitte sieht man ein kurzes Stück, das aus dem eigentlichen Kanalprofil (rechts) und dem abgeklappten Deckel (links) besteht. Letzterer wird nicht mehr benötigt. In dieses quasi U-Profil des eigentlichen Kanals kann die Matte gut eingesteckt werden (rechts im Bild).

Für dieses Projekt verwenden wir eine 3cm starke, feine Matte, die in einen Kabelkanal der Abmessungen 30 x 15 mm eingesetzt wird. Für dickere Matten müssen entsprechend andere Kabelkanäle verwendet werden.

Nach den Berechnung der erforderlichen Mattengröße muß noch der Radius des Viertelkreises ermittelt werden. Dieser Radius ist der Abstand aus der Ecke des Aquariums zur Mitte der Leiste. Wer die einfache Berechnung von Kreisen vergessen hat, findet auch dazu ein Berechnungstool.

Die Leisten werden jetzt auf die erforderliche Länge abgesägt. Dazu sollte man den Abstand vom Boden des AQ bis unter die Auflegeleiste wählen. Da sich unten zwischen Seitenscheibe und Boden eine häufig hervorstehende Silikon – Klebenaht befindet, ebenso oben zwischen Seitenscheibe und Auflageleiste, sollte man den Kabelkanal hier etwas in der Länge einkürzen oder eine kleine Ecke aussparen. Das Einkürzen geht meistens etwas einfacher. Es macht nichts, wenn die Leiste unter ein paar Milimeter kürzer ist, hier liegt ja ohnehin später der Bodengrund.

Wenn die Länge korrekt angepaßt wurden, wird der Abstand zur Aquarium – Ecke, dieser entspricht dem Radius des Viertelkreises, markiert, um die Kabelkanäle an der richtigen Position ankleben zu können. Ich nehme als korrektes Maß die Mitte des Kabelkanales. Es kommt nicht so auf den Milimeter an, die Matte ist elastisch genug, hier später kleine Fehler ausgleichen zu können.

Die Kabelkanäle werden rückseitig mit einer durchgehenden Silikon-Wurst versehen und in an die vorgesehenen Positionen eingeklebt. Das Ergebnis sollte dann so aussehen wie im folgenden Bild.

Solange das Silikon noch weich ist, können kleine Korrekturen durchgeführt werden. Die Silikonwurst sollte wirklich urchgehend sein, damit es hier am Kontakt Kanal – Scheibe wirklich dicht ist und es nicht zu Umläufigkeiten oder Schlupflöchern für Fischbrut kommt.

Wer mag, kann den Kontakt Kabelkanal – Seitenschiebe noch mit einer sauberen Silikonnaht abschließen, technisch notwendig ist dies in Regel aber nicht. Das Silikon muß jetzt trocknen, dazu reicht in der Regel ein Tag. Diese Nähte brauchen ja nicht so viel Last aufnehmen wie die Scheiben des Aquariums selbst.

Einbau technischer Geräte

Danach folgt die Installation des technischen Gerätes. In diesem Beispiel soll eine Pumpe und ein Heizer eingebaut werden. Gerade bei kleinen Becken befindet sich hinter der Matte relativ wenig Platz, es geht ganz schön eng zu. Da lohnt es sich, im Vorfeld ein wenig Zeit zu investieren, um die geeignete Pumpe oder den geeigneten Heizer (von der Bauform her) zu finden. Bei Becken ab etwa 100 l ist der Platz hinter der Matte in der Regel so groß, daß fast alle Standardpumpen und Heizer hier
Für den Heizer gibt es in der Regel nur wenige Möglichkeiten, ihn unterzubringen. In solch kleinen Becken sollte man darauf achten, das er außerhalb der Scheibenauflageleiste liegt, damit das Kabel frei nach oben laufen kann und man ggf. die Temperatur nachregeln kann. So mußte hier die kleine Pumpe unter der Scheibenauflage Platz finden.

In diesem Beispiel wurde die Pumpe relativ weit oben angebracht.

Bei einem Wasserwechsel wird sie trocken laufen (was für wenige Minuten nicht tragisch ist) oder muß kurz abgestellt werden. Auf der anderen Seite kann sie jetzt sehr gut das vom Heizer erwärmte, aufsteigende Wasser durchs Becken verteilen.

Würde man die Pumpe weiter unter installieren, wie es vieler Orts vorgesehen wird, müßte man jetzt ein Steigrohr von Pumpenauslaß nach oben führen, incl. zweier 90°-Winkel. Dazu ist hier aber kein Platz (und benötigt zusätzliches Material).

Hier wird einfach ein Schlauch direkt auf die Pumpe gesteckt (es muß nicht so ein gelber Gartenschlauch – Rest sein wie auf dem Bild).

Es empfiehlt sich, hier einen leicht gebogenen Schlauch zu verwenden, damit das Becken in etwa diagonal durchströmt wird. Damit erhält man die beste Temperaturverteilung im Becken. Auch sollte der Schlauch ganz leicht nach oben gebogen werden, damit man eine leichte Bewegung der Wasseroberfläche erhält. Dies muß man im Betrieb ein wenig ausprobieren, welches die beste Stellung ist.

Jetzt wird in der Matte ein kreuzförmiger Schnitt angesetzt, durch den dann der Auslaufschlauch durch die Matte gesteckt wird. Anschließend (oder eigentlich fast gleichzeitig) wird die Matte nach hinten in die beiden Kabelkanäle gedrückt. Das sieht dann so aus:

Dazu ist bei diesen kleinen Anlagen aufgrund der Enge manchmal ein bißchen Geduld und Geschick notwendig, bei größeren Becken (und damit etwas größeren Eckfiltern) geht es etwas einfacher. Wenn es der Bemessung der Matte zuläßt, sollten innen mindestens 10 cm Raum bleiben, dann kann man noch einigermaßen hinter der Matte hantieren.

Ein Blick von oben zeigt, wie wenig Platz bei diesem Minibecken vorhanden ist:

In den Raum hinter der Matte kann man ebenso das Thermometer unterbringen sowie unterhalb der Pumpe einen Ausströmerstein für CO2, das z.B. aus einer kleinen Bio-Anlage kommt. In größeren Becken mit größeren Eck – Filtern geht es meistens etwas komfortabler zu!

Aber man sieht, wie einfach die Konstruktion eine Eck – Mattenfilters sein kann. Sowohl, was die erforderlichen Materialien betrifft als auch den Arbeitsaufwand.

Vor Betrieb empfiehlt es sich, das Becken einmal mit Wasser zu füllen und die Pumpe Probe laufen zu lassen. So werden ggf. vorhandene Verunreinigungen (z.B. auch die Lösungsmittel)herausgespült, gleichzeitig kann man die Geräte bei Bedarf noch justieren.

Tarnung des Filters

In ersten Augenblick hat man jetzt einen (je nach verwendeter Matte) quietschblauen runden Kasten im Becken. Für manchen vielleicht auch nicht gerade der Traumanblick. Dafür sieht man keine weiteren Geräte wie Filteransaugrohr, Heizer etc. mehr im Aquarium, weil die sich alle hinter der Matte befinden.

Aber keine Angst, dieser Anblick wird sich ändern. Durch die Bakterienflora, die sich nun ansiedelt, färbt sich die Matte bald dunkel – blauschwarz bis braunschwarz. In der nächsten Abbildung sieht man einen etwa 5 Wochen laufenden Mattenfilter in einem 80er Standardbecken ohne Besatz (außer TDS).

Zum Vergleich: im oberen Bereich ist er noch etwas heller, hier sinkt durch Verdunstung der Wasserspiegel, die Bakterien siedeln sich hier nicht an, unten bereits die Dunkel-Färbung. Bei einem Wasserwechsel im “trockenen Zustand ” wird deutlich, das es sich bei der Verfärbung um einen braunen organischen Film handelt (Bild).

Wer will kann, die Schaumstoffmatte auch bepflanzen. Dazu eignen sich alle Pflanzen, die wir auch auf Holz oder Steinen wachsend angeboten bekommen, wie Javamoos, Javafarn oder Anubias. Sicherlich sind auch noch andere geeignet, es darf probiert werden.

Diese Pflanzen kann man z.B. mit einem Zahnstocher an der Matte befestigen oder mit Angelschnur an die Matte “annähen”. Dies gilt besonders für Javafarn und Anubias. Das Javamoos kann man auch gut oben auf die Kante der Matte legen und in das Becken hinunter ranken lassen. Wie das in einem etwa 2,5 Monate laufenden Becken aussehen kann, zeigt das nächste Bild:

Dieser Filter steht in einem 60x30x30 er Becken und ist mit zwei Javafarnen “Windelow”, einer kleinen Anubias und Javamoos bewachsen. Das Moos wurde bereits mehrfach zurückgeschnitten. Wie das von oben aussieht, zeigt ein weiteres Foto:

Auf diesem Bild sieht man auch, wie hier die Pumpe befestigt wurde: sie wurde zwischen der Matte und dem Heizer bzw. der Seitenwand einfach zwischen zwei Schaumstoffblöcke eingeklemmt. Das hat den Vorteil, da sie ihre Vibrationen nicht mehr an die Schiebe weitergeben kann, die Pumpe läuft erheblich leiser. Wer genau hinschaut, sieht auch, das die ehemals blauen Mattenblöcke ebenfalls dunkel eingefärbt sind. Hier hat sich offensichtlich ebenfalls eine Bakterienflora angesiedelt.

Mit diesen besiedelten kleinen Blöcken kann man übrigens sehr gut neue Matte impfen, die Bakterienflora entwickelt sich erheblich schneller als bei “nackten” Becken. Insbesondere dann, wenn auch der Bodengrund und sonstiges Inventar in einem neuen Becken noch “jungfräulich” sind !

Zusammenfassung

Ein Eck – Mattenfilter läßt mit relativ geringem materiellen und zeitlichen Aufwand realisieren. Durch die Bogenform der Matte gegen den Wasserdruck erhält diese eine große Stabilität. Durch die beidseitige Führung in Kunststoffschienen, hier aus Kabelkanälen hergestellt, wird die Stabilität weiter erhöht.Eine Matte wird relativ schnell durch Bakterien besiedelt. Eine Tarnung der Matte kann durch Bepflanzung mit Aufsitzern wie Javamoos, Javafarn oder Anubias erfolgen. Dadurch wird die Matte in wenigen Wochen optisch vollständig in des Aquarium integriert. Nahezu alle technischen Geräte können hinter die Matte gelegt werden.

Dadurch relativiert sich der im ersten Blick etwa höhere Platzbedarf dieser HMF – Variante, die sich problemlos in große und kleine Aquarien integrieren lässt.

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